FEUCHT – Nichts für schwache Nerven gab es für die zahlreichen Volleyballfans in der Feuchter Zeidlerhalle zu sehen. In einer Nervenschlacht setzten sich die TSV-lerinnen nach einem 1:6-Rückstand im Tiebreak doch noch mit 15:12 gegen den Tabellenführer VfL Nürnberg durch.
Der bis dato ungeschlagene VfL Nürnberg trat ohne Zuspielerin an, die sich am Vortag beim ungefährdeten 3:0 Sieg gegen den TV Mömlingen verletzt hatte. Die Marschroute der Gäste war klar, über einen starken Aufschlag konzentrierte sich die Hartinger-Truppe weiter auf den Block und die Abwehr. Damit hatte der VfL genau das richtige Rezept gefunden gegen einen TSV, dessen Mut sich offensichtlich in den Windeln befand.
Millimeterentscheidungen in einem hauchengen Match. Ariane Müller, der hier ein ebenso seltener wie glücklicher Punkt in der Anfangsphase gelingt, landete im Tiebreak entscheidende Treffer.Foto: GötzSchnell setzte sich der Tabellenführer Punkt um Punkt gegen eine wackelige, zu leise Annahme ab. Zunächst versuchte es Trainer Hoefer noch mit aufbauenden Worten, ehe ihm nach und nach die Pferde durchgingen.
Das änderte alles nichts an einem verschenkten ersten Set (18:25), der im wesentlichen auf Feuchter Aufschlag- und Annahmeschwäche und einer taktischen Meisterleistung des Gastes bestand.
Im zweiten Durchgang wendete sich das Blatt. Aufgepeitscht durch die Fans, die ihren Augen durch den mutlosen Auftritt offensichtlich nicht trauen wollten, fand das Team den Weg in die Partie. Trainer Hoefer: ,,Wir haben uns in das Match gekämpft, ohne irgendwann voll zu überzeugen.“
Mit viel Aufwand und einer zu hohen Eigenfehlerquote holten sich die Feuchterinnen die Sätze zwei und drei (25:18; 25:20). Doch wer dachte, der VfL würde sich nun geschlagen geben, sah sich getäuscht. Markus Hartinger peitschte seine weiterhin mutige Truppe nach vorne, und sie beeindruckte die Feuchterinnen gleich zum Start des vierten Druchgangs. Schnell lag der TSV mit drei Punkten zurück und kämpfte fortan erfolglos mit dem gegnerischen Service wie auch mit den eigenen Nerven.
Cotrainer Ronald Loos hatte seine Aufgabe fortan gefunden – die lag darin, Trainer Hoefer immer wieder von der ,,Palme“ zu holen. Seinen mutmachenden und ruhigen Worten war es wohl auch zu verdanken, dass die Truppe nach verkorkstem vierten Satz (14:25) und 1:6-Rückstand im Tiebreak trotzdem an ihre Chance glaubte. Zu diesem Zeitpunkt kämpften auch verzweifelte Feuchter Fans im Trommelrhythmus gegen einen tollen VfL-Anhang, der mehr und mehr Oberwasser bekam.
Dann kam die Zeit, dass der Feuchter Mut langsam belohnt wurde. Ellen Schegner servierte bis zum 6:7, bevor sie ihren Aufschlag versemmelte. ,,Doch es war auch ihr Zeichen, das den Fans wie der Truppe neue Hoffnung gab“. Loos traf es damit.
Denn von nun an wackelten auch die Nerven etwas beim Tabellenführer, als Feucht Punkt um Punkt näher kam. Auch eine erneute Schwächephase der Feuchterinnen bis zum 6:11 ließ die heimischen Trommeln nicht erstummen. ,,Unser Anhang braucht das scheinbar, und davor können wir als Team nur den Hut ziehen.“ Nicht nur stolz, dass die Mannschaft noch das Unmögliche geschafft hat, sondern auch auf die Fans, die kein Pardon mehr mit ihrem Team kannten.
Jetzt gelang auch endlich mal Trainer Hoefer ein Glücksgriff, der ihm bis dahin verwehrt geblieben war. Zunächst kam Ariane Müller für Eva Herbst. Sie sollte es am Ende auch sein, die die letzten fünf Punkte servierte. Den Weg dorthin ebnete Kapitän Isabel Muswieck, die bis dahin einen schlechten Tag erwischte, doch im rechten Moment vier Aufschlagpunkte machte.
Als Tüpfelchen auf dem ,,I“ war aber die Hereinnahme von Tina Jakob für Magda Prus im Block beim Stande von 13:12. Erstmals in Führung im Entscheidungssatz gelang ihr gleich ein Blockpunkt, der die Zuschauer schier aus dem Häuschen brachte.
Mittlerweile stand das Feuchter Lager gesammelt auf der Tribüne und wollte den letzten Punkt fast selbst machen. Man verstand sein eigenes Wort nicht mehr, doch der Jubelschrei war wohl bis auf den Feuchter Weihnachtsmarkt zu hören.
Ein nicht mehr in Reichweite liegender Sieg war wirklich noch geschafft, das Team lag sich in den Armen, Tränen einer Nervenschlacht sollte da auch nicht fehlen.
Cotrainer Ronald Loos wollte in dieser Situation den Gast nicht vergessen, der eine taktische Meisterleistung erst auf der Zielgerade verlor. ,,Wir hatten heute eine Menge Glück gegen einen bärenstarken Gegner.“